Am 11. August veröffentlichte das Land Thüringen eine Ausschreibung zur Erstellung eines Konzeptes der Förderung von Freifunk in einer Thüringer Kommune. Die Stadt Gera beteiligt sich in enger Zusammenarbeit mit der Freifunk-Community Gera-Greiz an dieser Ausschreibung mit einem eigenen Konzept.

Bereits im Vorfeld wurde vor allem seitens der schon länger bestehenden Communities in Weimar, Erfurt und Jena gemeinsam mit verschiedenen Abgeordneten versucht, die im Koalitionsvertrag vereinbarte Freifunkförderung in Bahnen zu lenken, welche mit den Zielen der Freifunk-Bewegung vereinbar sind. So wurden viele kleinere Projekte entwickelt, welche dann mittels der Fördergelder umgesetzt werden sollten. Dazu gehörten z.B.:

  • Zuschuss für Teilnahme am 32c3 in Hamburg
  • Erkundung neuer Geräte
  • Entwurf und Gestaltung von Flyern, Aufklebern, Plakaten und Postkarten
  • Sensoren in Freifunknetzen
  • Server für OpenData in Jena
  • Du und Dein Freifunk (Workshop für Praktiker)
  • Solar-/Mobilrouter
  • WLAN in Camburg
  • Freifunk und Offene Daten in Jena
  • u.v.a.

Wir aus Gera haben an den Treffen der thüringer Communities teilgenommen (und auch selbst eines organisiert), die zur Abgabe eines gemeinsamen Konzeptes mit den o.g. Teilprojekten führen sollten. Eigene Ideen zu Projekten wie den oben aufgeführten haben wir da noch nicht eingebracht, weil für uns zu diesem Zeitpunkt der Grundaufbau unserer Community (Gewinnung von Interessenten, Infrastruktur u.ä.) im Mittelpunkt stand. Da haben förderfähige Projekte eher weniger gepaßt.

Nach dem Erscheinen der konkreten Ausschreibung am 11.8. war dann klar, daß durch diese nicht wie gehofft viele verschiedene Einzelprojekte gefördert werden sollen. Stattdessen war die Förderung des Freifunkes in einer einzelnen Kommune das Ziel. Damit machte sich in den thüringer Communities schnell Ernüchterung breit, da die Förderung der einzelnen Projekte nicht mehr aussichtsreich war. Trotzdem wurde verschiedentlich versucht, Kontakte zu den jeweiligen Kommunen zu knüpfen, um die Möglichkeit einer gemeinsamen Förderung auszuloten. Einen solchen Termin hatten wir am 18.8. beim IT-Leiter der Stadt Gera. Dieser Termin war im Gegensatz zu denen der anderen Communities sehr konstruktiv, eine Unterstützung der Community Gera-Greiz konnte man sich gut vorstellen.

Wir haben deswegen den anderen thüringer Communities den Vorschlag gemacht, das positive Feedback aus der Stadt Gera zu nutzen und gemeinsam eine Förderung der Community Gera-Greiz zu unterstützen. Das zu erstellende Konzept sollte zum einen natürlich die allgemeinen Freifunk-Ziele beinhalten, aber auch möglichst viele Bestandteile haben, welche andere thüringer Communities einbringen. Zum Treffen der thüringer Communities am 25. 8. bei uns in Gera war ein solches Vorgehen aber kein Thema. Konsens war, an der Abgabe der kleinen Einzelprojekte festzuhalten, obwohl die nicht zu den Forderungen der Ausschreibung passten. Auch wir aus Gera haben dies mitgetragen, da eine Förderung kleinerer Projekte verschiedener Communities gerechter erschien.

Am 27.8. waren 2 Vertreter der Erfurter Community im Ministerium, um deren Standpunkt nochmal darzulegen. Zu diesem Termin wurde klar, daß seitens des Ministeriums, so wie ausgeschrieben, wirklich erstmal nur der Freifunk in einer Kommune gefördert werden soll. Aus unserer Sicht durchaus nachvollziebar, es sollte sich um ein Modellprojekt handeln, welches bei Erfolg auch in anderen Kommunen umgesetzt werden könnte. Als uns zum nächsten Termin mit der Stadt Gera am 31.8. der konkrete Vorschlag gemacht wurde, ein gemeinsames Konzept zur Freifunk-Förderung in Gera umzusetzen, haben wir zugestimmt. Zu diesem Zeitpunkt war klar, daß die einzelnen Projekte der verschiedenen Communities keine Chance haben werden.

Bis zum 6.9. haben wir dann gemeinsam mit Mitarbeitern der Stadt Gera ein Konzept entwickelt, welches zu Ziel hat, in Gera die Voraussetzungen für die weitere Entwicklung der Freifunk-Community in Gera zu schaffen. Dazu gehören u.a.:

  • Die Einrichtung eines Hackerspace als zentralen Anlaufpunkt für alle Freifunk-Interessenten. Eine Nutzung durch ähnliche, nicht-Freifunk-Gruppen würde natürlich auch möglich sein.
  • Der Aufbau eines zentralen Backbones. Ausgehend von diesem ist die Erweiterung des Netzes allein durch Aufstellen eines Knotens in Rechweite des Backbones möglich. Damit können auch Interessenten ohne eigenen Internet-Anschluß teilnehmen.
  • Einrichtung von WLAN-Zugängen an wichtigen Orten. Das soll primär dort geschehen, wo nicht damit zu rechnen ist, daß durch private Initiativen eine Erweiterung des Netzes stattfinden wird. Also vor allen in öffentlichen Bereichen (Hofwiesenpark, Sehenswürdigkeiten...)
  • Durch transparente Weitergabe der gesammelten Erfahrungen sollen auch andere Kommunen mit ihren Freifunk-Communities von der Förderung profitieren. Ebenso sollen sich andere Communities mit Vorschlägen für Teilkonzepte oder eigene Teilprojekte einbringen können.

Es wird also im Rahmen des Konzeptes kein fertiges WLAN-Netz mit vielen Hotspots erstellt, sondern es soll entsprechend den Freifunk-Idealen ein Netz zum Mitmachen entstehen. Das eingereichte Konzept kann man sich hier ansehen: Projektantrag Freifunk-Kommune Gera 2015.pdf

Am 10.9. gegen 17:30 (also nach dem Ende der Angebotsfrist) erschien dann eine Pressemitteilung, in welcher angeblich im Namen aller thüringer Freifunker die Ablehnung des vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) ausgeschriebenen Konzeptauswahlverfahrens "Pilotprojekt Freifunk in Thüringen" zum Ausdruck gebracht wird. Demnach wäre die "Pilotprojektförderung inkompatibel zu Freifunk". Wir als Freifunker der Community Gera-Greiz bedauern dieses Vorgehen sehr. Sowohl wir als auch viele andere thüringer Freifunker wurden über die Erstellung einer solchen Pressemitteilung nicht informiert, eine vorherige Diskussion war so nicht möglich. Ansonsten hätten wir eine Pressemitteilung in dieser Form abgelehnt.

Wir finden die Ausschreibung des TMWWDG auch nicht ideal, sondern hätten uns eine Förderung aller thüringer Communities mit entsprechenden Teilprojekten gewünscht. Im Gegensatz zu den Verfassern der Pressemitteilung halten wir die Ausschreibung, vor allem in deren Auslegung durch das Konzept mit der Stadt Gera, durchaus für mit den Zielen der Freifunk-Bewegung vereinbar. Sollten wir die Möglichkeit zu deren Umsetzung erhalten, würde das in unseren Augen zu einer sehr positiven Entwicklung der Freifunk-Bewegung in unserer Region führen.